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Wir sind seit dem 20.Februar in Varadero in Kuba, in einem schönen aber vollkommen leeren Yachthafen.

Während unseres Landausflugs in Kuba ging es Dieters Vater ziemlich schlecht in der Klinik, aus normalen Gallensteinen wurden fast unüberwindliche Operationshürden wegen zweier schlechter Herzklappen. Also entschlossen wir uns, kurzfristig nach Deutschland zu fliegen, um die Schwestern bei der Betreuung der Schwiegermutter zu entlasten und für unser eigenes gutes Gewissen.

Was soll ich sagen – es war ein Fehler. Die Coronakrise entwickelte sich in den 2 Wochen in Deutschland zu einem Riesenproblem. Natürlich gab es überall Reisewarnungen, nur Kuba gab sich touristenfreundlich und behauptete, die Lage im Griff zu haben. Touristen seien willkommen, so die offizielle Mitteilung bis Freitag – die Kubaner hätten zusammen mit Chinesen ein wirksames Mittel gegen Covid 19 entdeckt und würden die Bevölkerung auf diese Weise schützen.

Wir hatten unser Schiff zwar ausgehsicher gemacht, aber weil wir lediglich etwa 2 Wochen weg sein wollten und die Versorgungslage in Kuba für Lebensmittel durch Mangel gekennzeichnet ist, blieb der Kühlschrank an, um die verderblichen Lebensmittel zu schützen. Wir machten uns zu Hause Sorgen um die Batterien – zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Wir nahmen am Freitag den letzten Flug nach Varadero, saßen in einem komplett leeren Flugzeug – etwa gleich viel Passagiere wie Besatzungsmitglieder – und hatten am Flughafen überhaupt keine Probleme mit Gesundheitskontrollen und Einreise.

Den Samstag nutzten wir, um frische Lebensmittel einzukaufen und am Sonntag wurden wir offiziell unter Quarantäne gestellt aufgrund eines Präsidentenerlasses vom Samstag, wonach alle 60.000 Touristen umgehend das Land zu verlassen hätten.

Wir sollten umziehen in ein staatliches Sammelhotel für ausländische Urlauber – Kosten pro Nacht 260€. Die Hafenmeister ließen uns aber auf dem Schiff wohnen, wir durften uns nur nicht wegbewegen – noch nicht mal zum Mülleimer gehen.

Die Bundesregierung bietet ein Rückholprogramm für Urlauber an. Wir waren mehrfach registriert dank Peters Hilfe und warteten auf einen Flug.

Im Moment über den Atlantik zu segeln wäre glatter Selbstmord. Von hier aus bis nach Deutschland hätten wir etwa 5000sm zu segeln am Stück – über den Nordatlantik, ohne Möglichkeit Wetter auszusitzen. Das schließt sich für uns aus. Die möglichen Zwischenstopps sind inzwischen alle geschlossen: die Bermudas für alle Einreisenden, die USA 2 Wochen und die Bahamas 3 Wochen für Leute, die aus dem Schengenraum kommen und die Azoren sowieso.

Wären wir nicht in Deutschland gewesen, hätten wir in die USA ausreisen und das Schiff aus der Hurricanezone bringen können. Auf allen umliegenden Karibik Inseln herrscht Einreisesperre für Touristen, auch für Yachties.

Also saßen wir auf dem Boot und warteten. Zum Glück haben wir genügend Vorräte an Bord, um einige Zeit  leben zu können. Aber bevor wir zurücksegeln, müssen wir uns neu verproviantieren. Das geht in Kuba nicht.

Wir machten das Schiff sturmsicher, verstauten alle beweglichen Teile unter Deck und saßen ansonsten rum. Es war nicht so schlecht  – zwar keine Menschenseele, aber es war schön warm, hochsommerlich mit angenehmen Nachttemperaturen und es fühlte sich fast an wie vor Anker.

Die Tage sahen so aus, dass wir nach dem Frühstück jeder sein eigenes Programm machten – ich saß am Rechner und arbeitete, Dieter reparierte am Schiff Kleinigkeiten, dann aßen wir was Kleines um die Mittagszeit und anschließend arbeiteten wir zusammen an einem Projekt. Wir konnten sogar die Rollreffanlage der Genua reparieren, worauf wir stolz sind, denn es war ziemlich knifflig, das Teil auseinander – und wieder zusammenzubauen. Abends kochten wir ausführlich, dafür reichten die Reserven – sogar der Wein.

Immerhin konnten wir unsere Batterien retten – scheint jedenfalls so – denn sie waren bis wir wiederkamen in die Knie gegangen. Die Kühlschrankpumpe hatte sich festgesteckt und der Motor lief ununterbrochen. Soviel Energie konnten die Batterien nicht hergeben und die Solarzelle nicht nachladen. Defekte Batterien sind aber eine Katastrophe für uns, denn dann funktioniert nicht nur der Kühlschrank nicht, sondern auch der Autopilot nicht, unser wichtigstes Crewmitglied. In Kuba Batterien tauschen zu wollen ist aussichtslos – hier gibt es viele alltägliche Grundausstattungen nicht, geschweige denn Batterien.

Nach zwei Wochen auf Kuba hätten wir in die USA ausreisen können, wir hätten uns dort verproviantieren können, das Unterwasserschiff reinigen und dann Ende April in Richtung Bermudas segeln können, vorausgesetzt, sie wären offen gewesen. Angenommen, die Azoren wären im Mai wieder offen, hätten wir nach Portugal segeln können – angenommen auch Portugal wäre bis dahin wieder offen.

Die bessere Alternative war jedoch, nach Hause zu fliegen und zu warten, bis alle Grenzen wieder offen sind, in der Hoffnung, dass es dann noch nicht zu spät für eine Atlantiküberquerung ist.

Wir hofften auf einen Rückflug und fingen in der Zwischenzeit an mit Lackarbeiten an den Bodenbrettern. Wir arbeiteten in kleinen Portionen, um jederzeit aufhören zu können und warteten weiterhin. Bis zum nächsten Tag. Morgens um kurz nach 8.00 Uhr klopfte der Hafenmeister an unser Boot und eröffnete uns, dass wir um 9.00 Uhr in ein Taxi nach Havanna gesetzt würden, sie hätten einen Rückflug. - Weit gefehlt. Wir kamen nach 2,5h Fahrt am Flughafen an und es gab keinen Flug nach Deutschland, keine Informationen, kein Internet und niemanden, der eine Auskunft hätte geben können - schon gar nicht auf englisch. Schlussendlich bekamen wir einen Flug nach Paris, auf den letzten Drücker sogar in der Premium Klasse, weil Air Caraibes das Flugzeug noch füllen wollte. Von Paris aus fuhren wir mit Straßenbahn, Metro und diversen Zügen nach Neustadt - wir brauchten rund 10 Stunden. Aber immerhin, jetzt sind wir zu Hause und das Weitere wird sich zeigen.